Alternative Kraftstoffe im Vergleich: Erdgas vor Autogas

18. Februar 2005

Auf der Suche nach alternativen Kraftstoffen stoßen frustrierte Autofahrer neben Erdgas auch auf das sogenannte Autogas, mancherorts als LPG (Liquefied Petroleum Gas) angeboten.

Stellt sich nun die Frage, welche der beiden Antriebsvarianten im direkten Vergleich besser abschneidet. Fakt ist, dass sowohl Erd-, als auch Autogas wirtschaftlich und ökologisch deutliche Vorteile gegenüber Benzin und Diesel aufweisen.

 

Die Marktausgangssituation beider Antriebsarten ist unterschiedlich. Erdgas ist als alternativer Kraftstoff weitaus bekannter als sein flüssiger Konkurrent. Dieser Umstand ist einer gezielten und professionellen Vermarktung der Gaswirtschaft und der Automobilindustrie zu verdanken. Inzwischen bieten neun bekannte Hersteller Erdgasmodelle ab Werk an. Angefangen beim Kleinwagen, über Transporter bis hin zum Müllfahrzeug, werden die verschiedensten Kundengruppen erreicht. Der ausgereiften und sicheren Technik sowie der umweltfreundlichen Verbrennungseigenschaften steht allerdings Autogas in nichts nach. Jedoch existiert für letztere Variante in Deutschland ein Neuwagenmarkt praktisch nicht. Somit kommt nur ein Import oder eine Umrüstung in Betracht. Beides ist im Übrigen mit nicht unerheblichem formellen Aufwand verbunden. Ein genereller Vorteil eines Neuwagenkauf sind darüber hinaus die umfassenden Herstellergarantien.

 

Vergleicht man Verbrauchswerte und Kraftstoffkosten schneidet Erdgas deutlich besser ab, obwohl Autogas beim Kraftstoffpreis von durchschnittlich 54 Cent pro Liter auf den ersten Blick günstiger erscheint. Da Autogas allerdings einen deutlich geringeren Brennwert als Erdgas hat, ist letzteres unter dem Strich bis zu 30 Prozent günstiger. Allein auf einer Strecke von 100 Kilometern ist mit Erdgas eine Ersparnis von 1,40 Euro gegenüber Autogas möglich. Oder anders ausgedrückt: Ein Erdgas-Pkw der Mittelklasse (Verbrauch 7 kg/100 km) fährt mit 10 Euro rund 40 Kilometer weiter als ein vergleichbarer Autogas-Konkurrent.

 

Bundesweit gibt es etwa 650 Autogas- gegenüber 550 Erdgastankstellen, Tendenz bei beiden steigend. Auf dem ersten Blick ein Vorteil für Autogas, doch der Schein trügt. Denn die überwiegende Anzahl an Autogaszapfanlagen befindet sich auf privaten Betriebsgeländen von Autohändlern oder Werkstätten, wo die Öffnungszeiten natürlich begrenzt sind. Erdgas hingegen wird überwiegend an verkehrstechnisch sehr gut erreichbaren Markentankstellen wie Aral oder TOTAL angeboten. Bis 2007 soll das Erdgastankstellennetz auf 1200 steigen. Das Ziel einer Erdgastankstelle aller 25 Kilometer wäre dann erreicht.

 

Ein weiterer entscheidender Vorteil von Erdgas gegenüber Flüssiggas liegt in dessen längerfristigen Steuerbegünstigung. Die Bundesregierung hat die Mineralölsteuer auf Erdgas bis 2020 auf ein Minimum festgesetzt, für Autogas gilt dies nur noch bis 2009. Der günstige Literpreis für Autogas könnte damit sehr bald Geschichte sein. Die weitere Verbreitung umweltfreundlicher Kraftstoffe findet zudem auf europäischer Politikebene breite Zustimmung. Die Europäische Kommission strebt einen den Anteil alternativer Kraftstoffe bis zum Jahr 2010 von mindestens 5,75 Prozent und bis zum Jahr 2020 von mindestens 20 Prozent des Kraftstoffverbrauches von PKW und LKW an.

 

Ins Hintertreffen geraten Erdgasfahrzeuge allerdings bei ihrer Reichweite, die je nach Modell und Fahrweise zwischen 250 und 400 Kilometern beträgt. Mit Autogas erreichen Sie rund drei Viertel der Reichweite eines Benziners. Allerdings werden dank stetiger Weiterentwicklung auch Erdgasfahrzeuge bald längere Strecken mit einer Tankfüllung zurücklegen können.

 

Um einen entsprechenden Energiegehalt zu erreichen, wird Erdgas unter höherem Druck als Autogas in den Tankbehältern gespeichert. Dies erfordert eine insgesamt anspruchsvollere Technik. Daher liegen die Anschaffungs- bzw. Umrüstkosten für ein Erdgasautos zwischen 500 und 2000 Euro über denen eines autogasbetriebenen Fahrzeuges. Diese Mehrkosten können allerdings bereits durch Förderzuschüsse der lokalen Gasversorger ausgeglichen werden. So fördern auch die Stadtwerke Riesa GmbH den Neukauf eines Erdgasfahrzeuges mit bis zu 666 Euro. Im Einzelfall beträgt die finanzielle Unterstützung sogar bis zu 2500 Euro. Förderprogramme für Autogas lassen sich dagegen an einer Hand abzählen und erreichen bei Weitem nicht diese Höhe.

 

Unter dem Strich ist Erdgas die wirtschaftlichere und zukunftsträchtigere Kraftstoffalternative. Das Entwicklungspotenzial ist längst nicht ausgeschöpft, schließlich erblickten die ersten kommerziellen Erdgasantriebe erst in den 90er Jahren das Licht der Welt. Die Technik für Flüssiggasantrieb existiert hingegen bereits seit 1970 und wird demnach keine großen Fortschritte mehr machen.

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