„Ich bin immer wieder beeindruckt, wie vielfältig die Beiträge der Bewerber sind, welch Ideenreichtum und wie viel Engagement unsere Bürger, Vereine und Unternehmen für die Umwelt an den Tag legen“, sagte Sachsens Umweltminister Frank Kupfer bei der Verleihung.
Das Projekt vereint zwei hocheffiziente und umweltschonende Energiegewinnungsprozesse: Abwärmenutzung bei der Stahlproduktion auf Feralpi- und Kraft-Wärme-Kopplung auf SWR-Seite.
Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der Technischen Universität Dresden und Teil der siebenköpfigen Jury, zeigte sich in seiner Laudation beeindruckt: „Die Koppelung von zwei bereits technologisch ausgereiften Prozessen, nämlich die Stahlherstellung und die Stromerzeugung, ist bereits anspruchsvoll. Dazu kommt der Transport von Dampf bei höheren Drücken über mehrere Kilometer, verbunden mit einer zuverlässig regelbaren Einspeisung an den Verbindungspunkten und beim endgültigen Nutzer. Dies in einem Verbund von unterschiedlichen Unternehmen zu erreichen, ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass technologische Kompetenz in Verbindung mit unternehmerischer Weitsicht einen signifikanten Beitrag zu einem nachhaltigen Schutz unserer Umwelt und zu einer Sicherung unserer Energieversorgung beitragen kann.“
Für Geert Mackenroth, Landtagsabgeordneter und ebenfalls Jurymitglied, zeige dieses Modellprojekt einmal mehr: „Zwei Riesaer Unternehmen gehen voran, stärken den Wirtschaftsstandort Riesa und zeigen ganz praktisch, dass und wie Wirtschaftskraft und Umweltschutz in Einklang gebracht werden können.
Bei der Kooperation wird FERALPI STAHL die bei der Stahlproduktion entstehende Abwärme nutzen, um Dampf zu erzeugen und diesen zum Heizkraftwerk Merzdorf der Stadtwerke Riesa liefern. Diese wiederum binden diesen Dampf als Ergänzung in ihre seit Jahren bestehende Dampfversorgung des Reifenwerks von Goodyear Dunlop ein. Allein auf Seiten der Stadtwerke Riesa bewirkt die Zusammenarbeit eine Kohlendioxideinsparung von 15.000 Tonnen pro Jahr.
„Wir sind stolz, dass diese Kooperation am Standort Riesa, die in Europa ihresgleichen sucht, diese Auszeichnung erhält. Von Anfang an war die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Riesa auf den nachhaltigen Klimaschutz angelegt. Wir werden mit der Kooperation unserer Verantwortung als Stahlproduzent gerecht, Primärenergie so effizient wie möglich zu nutzen. Dazu installieren wir die weltweit Beste Verfügbare Technik (BVT)“, sagt Frank Jürgen Schaefer, Werksdirektor der Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH.
Stadtwerke-Geschäftsführer René Röthig sagt: „Das Projekt beweist, was in Sachen Umweltschutz auch auf lokaler Ebene möglich ist, wenn man basierend auf hochmoderner Technologie einen gemeinsamen Weg einschlägt. Das Projekt stärkt zudem die Marktposition beider Unternehmen am Standort Riesa. Was gut ist für Wirtschaft und Umwelt, ist auch gut für Riesa und die Menschen, die hier leben. Unser Dank richtet sich an Feralpi für die hervorragende Zusammenarbeit und an die Fachjury für die Würdigung unseres Weges.“
Die Nutzung der gesamten Abwärme bei der Stahlproduktion und der in diesem Zusammenhang stehende Bau einer Dampftrasse ist Teil eines Umweltschutz- und Modernisierungsprogramms Feralpis. Mit den geplanten Innovationen in Höhe von 20 Millionen Euro will Feralpi Stahl unter anderem den Verbrauch an Energie, Strom und Erdgas in der Produktion deutlich senken.
Riesas Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer war bei der Verleihung dabei: „Auf diese Auszeichnung können wir Riesaer stolz sein. Stolz auf zwei Unternehmen, die im verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen ihre Ideen und Kräfte gebündelt haben. Mit unseren Stadtwerken hat Feralpi bei seiner nachhaltigen Entwicklung einen kompetenten Partner an seiner Seite und mit Goodyear Dunlop profitiert noch ein drittes Riesaer Unternehmen von dieser beispielhaften Kooperation.“
Hintergrund Dampfprojekt:
Um den Dampf zu erzeugen, installiert FERALPI STAHL ein geschlossenes, mit Wasser befülltes Behältersystem, die sogenannte Dampftrommel. Das bei der Stahlschmelze verwendete Kühlwasser wird eingeleitet, verdampft im System und gibt dabei seine Wärme ab. Bei einem Dampfdruck von 24 bar und einer Dampftemperatur von 225 Grad Celsius gelangt die Energie über die (bereits errichtete) 1.216 Meter lange und wärmeisolierte Trasse von 150 Millimeter Durchmesser zur bestehenden Dampftrasse, die vom Heizkraftwerk Merzdorf zum Reifenwerk führt. Insgesamt erzeugt das Stahlwerk so 30 Tonnen Dampf pro Stunde, davon 10 Tonnen für die Stadtwerke. Den restlichen Dampf wandelt Feralpi mittels Dampfturbine selbst in Strom um. Das Heizkraftwerk Merzdorf ist die größte der sechs Erzeugungsanlagen der Stadtwerke Riesa. Hier wird nach dem Prinzip der hocheffizienten und umweltschonenden Kraft-Wärme-Kopplung elektrische Energie, Fernwärme und Dampf produziert. Die Erzeugung erfolgt mit einer erdgasbetriebenen Turbine, die nach dem sogenannten Cheng-Prozess arbeitet. Mit der Fernwärme werden Unternehmen und Wohnungen in Teilen Merzdorfs und Gröbas versorgt.
Hintergrund Sächsischer Umweltpreis:
Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft vergibt den Sächsischen Umweltpreis aller zwei Jahre seit 1996. Er ist mit 50.000 Euro dotiert. Für den diesjährigen Wettbewerb wurden 82 gültige Bewerbungen registriert. Über die Vergabe der Preise entscheidet das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft auf Vorschlag einer Jury aus kompetenten Persönlichkeiten der sächsischen Wirtschaft, Politik Wissenschaft und Verwaltung. Sie wird durch den Sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft berufen.