Die erste 100.000-Volt-Leitung Europas: Lauchhammer - Gr\u00f6ditz - Riesa<\/h1><\/div>[vc_column_text]Herausragende Leistungen bei der Entwicklung, Errichtung und dem Betrieb machten es m\u00f6glich: Die erste 100-kV-Kraft\u00fcbertragungsanalge Europas mit dem f\u00fcr unsere Region bedeutsamen Endpunkt dieser Anlage, dem 110-kV-Schalthaus Riesa (auch bekannt als UW 1 Stahlwerk Riesa) entstand vor 110 Jahren. Viel Mut, fachliches K\u00f6nnen, Durchsetzungsverm\u00f6gen sowie Einsatz- und Risikobereitschaft der beteiligten Personen trugen zur Entstehung bei. Der Begriff \u201eKraft\u00fcbertragungsanlage\u201c resultiert aus der Bezeichnung von Fischinger und Krumbiegel f\u00fcr diese technische Errungenschaft.<\/strong>[\/vc_column_text][vc_column_text]\r\n
R\u00fcckblick – Die Entstehung<\/h3>\r\n
Um 1900 war es in der Praxis m\u00f6glich, elektrische Energie mit niedrigen Spannungen bis zu 5.000 Volt zu verteilen – ausreichend, um ein Gebiet von etwa 10 km im Umkreis \u00f6konomisch zu versorgen. Wenige Jahre darauf waren bereits Spannungen bis 20.000 Volt \u00fcblich. Im Jahr 1910 gelang zum ersten Mal der Versuch, in Hochspannungsanlagen 100.000 Volt anzuwenden. Angeregt durch einen Besuch der internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main 1891 reifte bei dem Generaldirektor der \u201eLauchhammer AG\u201c, Herrn Dr. Joseph Hallbauer, folgender Gedanke: Der Produktionsprozess des Kohleabbaus und der Stahlerzeugung k\u00f6nnte sowohl im Hauptwerk Lauchhammer als auch in den Zweigwerken Gr\u00f6ditz und Riesa vom relativ unsicheren Gasmotorenbetrieb auf Elektroenergie umgestellt werden. Mit der Indienststellung von Dr. Ing. Emil Gotthard Fischinger und Kurt Krumbiegel nahm dieser Gedanke feste Formen an. Dr. Hallbauer und Krumbiegel, Direktor des Werkes Lauchhammer, \u00a0begaben sich im Januar 1910 zu einer Studienreise nach Kalifornien (USA), um die dort in Betrieb genommenen 110-kV-Anlagen zu besichtigen. Die mitgebrachten Empfehlungen wurden jedoch nur teilweise ber\u00fccksichtigt. Dr. Fischinger, leitender Ingenieur und Projektant der Kraft\u00fcbertragungsanlage, hatte mit Recht zu einigen Empfehlungen Vorbehalte. Als technisch f\u00fchrende Kraft \u00fcberwachte er die Fertigung vieler Einrichtungen im eigenen Betrieb und vergab die Herstellung und Lieferung von elektrotechnischen Ausr\u00fcstungsgegenst\u00e4nden an f\u00fchrende Unternehmen (bspw. MAN).<\/p>\r\n
An dieser Stelle eine Bemerkung zu den Unterschieden in der Spannungsbezeichnung: 100.000 Volt (100 kV) bzw. 110.000 Volt (110 kV) \u00dcbertragungsspannung ergeben sich aus den Spannungsverh\u00e4ltnissen in Lauchhammer (Erzeugerspannung 110 kV) und im Netzpunkt zwischen Gr\u00f6ditz und Riesa (100 kV). Die Spannungsverluste durch bspw. Leitungen und Transformatoren mussten ber\u00fccksichtigt werden. Eine konstante Spannung von 100 kV war auf dem Leitungsabschnitt Gr\u00f6ditz-Riesa notwendig, um den Betrieb in beiden Orten sicher zu gestalten. So konnte z. B. die Abnahme durch den Energieverband Gr\u00f6ba (EV-Gr\u00f6ba) von 15 kV bzw. 60 kV gew\u00e4hrleistet werden. Der EV-Gr\u00f6ba errichtete seine Anlagen unabh\u00e4ngig vom Lauchhammerwerk. Mit dessen Gr\u00fcndung entstand ein beachtenswerter Abnehmer, welcher etwa zeitgleich f\u00fcr sein Versorgungsgebiet ein 60-kV-Netz errichtete. Die Diskussion, 60 kV oder 100 kV f\u00fcr die Fern\u00fcbertragung vorzusehen, entschied insbesondere Dr. Fischinger, weil seit Beginn mit einer Gesamt\u00fcbertragungsleistung von ca. 20 MW gerechnet werden musste. Urspr\u00fcnglich sollte 1910 statt einer 110-kV- noch eine 60-kV-Kraft\u00fcbertragungsanlage errichtet werden. Nach einer Beratung mit Prof. Wilhelm K\u00fcbler, Professor an der TU Dresden und technischer Berater des EV-Gr\u00f6ba, entschied sich Fischinger f\u00fcr die Erh\u00f6hung auf 110 kV. K\u00fcbler hatte f\u00fcr den EV-Gr\u00f6ba eine \u00dcbertragungsspannung von 60 bis 65 kV gefordert.<\/p>\r\n[\/vc_column_text]\n
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Einzigartiges Vorhaben verlangt viele L\u00f6sungen<\/h3>\n
Dieses f\u00fcr die damalige Zeit einzigartige Vorhaben machte viele L\u00f6sungen notwendig, so z. B. auch die Doppelleitung auf einer Mastenreihe als \u201eeine Entscheidung erstmalig f\u00fcr Europa\u201c. Die Kraft\u00fcbertragungsanlage f\u00fchrte von Lauchhammer auf den D\u00e4mmen der Schwarzen \u00a0Elster und des Flo\u00dfkanals \u00fcber 32 km nach Gr\u00f6ditz und weiter nach Riesa. Sie\u00a0erreichte eine Gesamtl\u00e4nge von 53 km. Seit Beginn wurde eine \u00dcbertragungsspannung von 100.000 bis 110.000-Volt vorgesehen – etwas Neues und Einmaliges zu dieser Zeit in Deutschland. Lange Diskussionen bezogen sich auf die Parameter der Isolation, des Leiterabstandes und anderer Gr\u00f6\u00dfen, woraus sich folgende Planung ergab:<\/p>\n
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Spannweite: 150 bis 200 m<\/li>\n
Masth\u00f6he: 15 bis 20 m<\/li>\n
Leiterabstand: 178 cm<\/li>\n
Abspannmast: im Abstand von 1,5 km<\/li>\n
Systemabstand (Abstand zwischen den Leitern): mindestens 200 cm<\/li>\n
Leiterseil: 42 mm2<\/sup>\u00a0Cu, aus sieben Einzeldr\u00e4hten zu je 5 qmm<\/li>\n